Evangelische
Kirchengemeinde
Köngen
 
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20211128
28.11.2021
Meiner Sehnsucht die Tür öffnen und Gottes Licht hereinlassen in die Welt
Gottesdienst am 1. Advent 2021
offene Tür
Auf diesem Bild sehen wir die Sehnsucht des Advents. Im Dunkeln stehen wir und schauen. Wo wir hinschauen, ist Gold. Eine Tür ist halb offen, wir sehen hindurch und sehen, ja fühlen das Licht. Das Licht ist wie Gold. Es scheint uns entgegenzukommen. Es sieht so aus, als flute uns das Gold entgegen. Dieser Blick ins Gold ist wie eine Verheißung. Es ist, als rufe der leere, goldene Raum uns zu:
Komm. Komm doch herein, tritt durch die Tür ins Licht. Ins goldene Licht.
Advent ist ein Versprechen. Es wird Licht sein. "Seht die Zeit wird kommen."
So beginnt das Versprechen. Manche haben es in Worte gefasst, auch der Prophet Jeremia gute 500 Jahre vor Jesus.
Jeremia gehört zu den Propheten, von denen wir viel wissen, weil er lange tätig war im Volk Israel. Jeremia sah und erkannte nicht nur den richtenden, sondern später auch den wieder heilenden Gott. In großen Worten spricht er von ihm in Jeremia 23,5−8:
Seht, die Zeit wird kommen, − so GOTTES Spruch − da lasse ich für David einen gerechten Spross erstehen; diese Person wird umsichtig herrschen und Recht und Gerechtigkeit im Land umsetzen.
Zu jener Zeit wird Juda Hilfe zuteil werden und Israel in Sicherheit wohnen. Ihr Name wird sein: GOTT ist unsere Gerechtigkeit.
Deshalb seht, die Zeit wird kommen, − so GOTTES Spruch − da sagt niemand mehr:
So wahr Gott lebt: Gott hat die Kinder Israels aus dem Land Ägypten herausgeführt. Es ist vielmehr zu hören:
So wahr GOTT lebt: Gott hat die Nachkommen des Hauses Israel aus dem Nordland herausgeführt und aus allen Ländern, in die ich sie zerstreut habe, und hat sie heimgebracht, damit sie auf ihrem eigenen Boden wohnen können.
(Bibel in gerechter Sprache)
Liebe Gemeinde, in dem Bild und in den Worten des Jeremia hören wir die Sehnsucht; die Sehnsucht vieler Menschen damals und heute und die Sehnsucht aller Völker: „GOTT ist unsere Gerechtigkeit“.
Gott wird auch heute wieder neu hilfreich den Menschen ein gutes und sicheres Zuhause geben. Es ist, als sei eine Tür halb offen und verspreche das Licht der Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit − ich finde sie nicht sehr oft in unserer modernen Welt. Wie sehr wünsche ich mir eine gerechte Verteilung von Arbeit, Gütern und Wissen für alle Menschen. Menschen träumen mit mir, dass sich etwas ändert.
  • Wie schön wäre es, wenn alle Menschen, die lebenslang gearbeitet haben, von ihrer Rente gut leben könnten!
  • Wie schön wäre es, wenn alle Eltern ihre Kinder schützen könnten, auch in Kriegsgebieten!
  • Wie wunderbar wäre es, wenn nirgendwo mehr Mädchen genital verstümmelt werden!
  • Wie hilfreich wäre es, genug Impfstoff und Medikamente vorhanden wären und alle dies bekommen und nutzen!
  • Wie schön wäre es, wenn sich Menschen überall für Gottes wunderbare Schöpfung einsetzen würden!
Seit dem 1. Advent machen wir uns auf den Weg, wieder einmal. Wir wissen, dass der Weg zur Krippe nicht immer einfach ist, aber dass er ein lichtvoller und hoffnungsfroher Weg ist. Und er führt von der Krippe aus weiter. Einer ist ihn vorausgegangen, einer geht ihn mit uns.
Ich bin der Weg, sagt Jesus.
Wer auf Gott hofft, wer Jesu Spuren folgt,
dem liegen die Menschen am Herzen.
Die Nahen und die Fernen
So viele leben in diesen Tagen wie im Dunkeln und Hoffen auf die eine offene Tür, durch die Licht fällt. Könnten wir mit ihnen nicht einen Schritt hindurchgehen?
Doch, das können wir. Jesus zeigt uns, was gerechtes Handeln bedeutet.
Immer wieder verblüfft er seine Jüngerinnen und Jünger und die Menschen, die ihm nachfolgen, mit seinem ungewöhnlichen Tun. Er sieht die Menschen, die ihn brauchen, die auf Jesus hoffen. Jesus begegnet ihnen nicht nur mit Gerechtigkeit, sondern mit Liebe. Gott ist Gerechtigkeit − das bedeutet: Gott ist Liebe. Unsere Träume nach mehr Gerechtigkeit haben mit Gott und Gottes Liebe zur Gerechtigkeit zu tun. Wenn wir die Liebe annehmen, die Gott uns schenkt, dann verändert sich etwas. Denn Gott geht mit uns den Weg zur Krippe. Gott geht den Weg auch weiter mit uns.
Gott begleitet uns mit seiner Liebe.
Viele Menschen sind diesen Weg gegangen, auch wenn er nicht immer einfach war. Gott schenkt uns den Mut und das Vertrauen für diesen Weg und nimmt uns die Angst.
Gottes Liebe lässt uns losgehen hin zur Krippe und weiter zum Kreuz. Nicht ein allmächtiger Weltenherrscher wird diese Heimat schaffen, sondern das kleine Kind, das in Bethlehem in einem Stall geboren wird, gebiert Gottes Liebe in uns und macht uns hell. Mit dieser Liebe, mit diesem Licht, können wir die Welt verändern, können wir ein wenig mehr Gerechtigkeit in dieser Welt verwirklichen.
Wir können Möglichkeiten finden, Gottes gute Schöpfung auch für unsere Kinder und Enkelkinder lebenswert zu machen und zu erhalten. Wir können durch unser Konsumverhalten unsere Geschwister in anderen Ländern unterstützen. Wir können Menschen willkommen heißen, die bei uns Zuflucht suchen. Oft hilft schon ein Lächeln oder ein freundliches Wort, das weitere Türen öffnet.
Gottes Möglichkeit, diese Welt positiv zu verändern,
sind wir. Gottes Liebe befähigt uns dazu.
Gott traut uns viel zu. Alle Schritte, die wir auf Menschen nah und fern, jetzt und in Zukunft zugehen, sind Schritte auf dem Weg zur Krippe, Schritte in eine Welt von morgen, in der Gerechtigkeit wohnt und Liebe herrscht. Es ist wie gesagt, kein einfacher Weg − aber so ist das Leben. Doch wie viel Glanz und Freude erfüllt auch uns, wenn wir anderen in der Not hilfreich zur Seite stehn. Wie viel Licht erleben wir, wenn Menschen uns in unserem Leid und Schmerz nicht allein lassen.
Das Dunkel im Leben wird heller,
wenn Menschen füreinander Türen öffnen
und Licht und Liebe weiterschenken.
Und wenn ich in dieser Pandemiezeit gerade nicht leibhaftig zu einem oder einer anderen kommen kann, sind es andere kleine Türöffner: eine Adventskarte − ein paar Gutsle − ein Anruf da können alle ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Für Jeremia war deutlich: nach der schweren Zeit kommen auch wieder heilvolle und lichte Zeiten. Nehmen wir sein Vertrauen mit in diese Adventszeit und lassen etwas vom Licht und Glanz im eigenen Leben und für andere aufleuchten.
Ihre/Deine Pfarrerin Ursula Ullmann−Rau